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Tachowelle und Stoßdämpfer DAF 44/55/66 Variomatic

Die mechanischen Tachowellen können brechen. Zur Reparatur gab es bei DAF ursprünglich sowohl komplette Tachowellen, als auch nur die "Innenseele" (die eigentliche Welle) als Ersatzteil zu kaufen. Häufig hat bei einem Bruch der Innenseele jedoch auch der "Mantel" Schaden genommen, sodass die neue Innenseele entweder gar nicht eingeführt werden kann oder aber ebenfalls bald bricht, da der beschädigte Mantel die neue Innenseele neuerlich beschädigt. => Besser die komplette Tachowelle wechseln.

Oft ist auch das Rohr unten am Achsschenkel etwas eingeknickt, sodass die Innenseele gequetscht wird. In solchen Fällen neigt die Tachonadel v.a. bei niedrigen Geschwindigkeiten zum Pendeln. Dieses Verhalten kann jedoch auch auf Mangelschmierung zurückzuführen sein.

In einem Fall hatte bei mir die Eingangswelle des Tachos (da wo man den Vierkant der Innenseele hineinsteckt) "gefressen" und saß fest, wodurch die Tachowelle zerstört wurde. Angeblich soll es auch vorkommen, dass das Zählwerk blockiert. Letzteres war hier jedoch nicht der Fall.

 

 

 

Der Wechsel der Tachowelle gestaltet sich oft schwierig, wenn das Tachowellenrohr, das aus dem Achsschenkel herauskommt, hoffnungslos festgerostet ist. Die Kunststoff-Überwurfschraube, die um das Tachowellenrohr herum sitzt und das Festrosten eigentlich unmöglich machen soll, sollte nicht gelöst werden, da sie beim Löseversuch meistens abreißt ! Das Rohr ist nur eingesteckt und nicht etwa mit der Überwurfmutter verschraubt!
Es gab diese Überwurfschrauben übrigens auch aus Metall.

 

Vorgehensweise:
1) Mit einem etwas größeren Gabelschlüssel (Schlüsselweite 20) die Kunststoffschraube etwas verdrehen und in den sich bildenden Schlitz zwischen Tachowellenrohr und Schraube Rostlöserspray geben. Mehrmals wiederholen, über Nacht einziehen lassen.

2) Nun versuchen, das Rohr gerade herauszuziehen oder durch abwechselndes Verdrehen gangbar zu machen. Regelmäßig Rostlöser nachsprühen und liegen lassen.
Sollte das Rohr herauskommen, kann danach die Kunststoffschraube etwas von der Wandung weggedrückt und herausgeschraubt werden.

 

3) Ist das Rohr einmal abgerissen, halte ich es für bequemer, den kompletten Achsschenkel auszubauen, wobei man dann auch gut das Stoßdämpferöl wechseln kann. Wer eine Hebebühne zur Verfügung hat und nicht unter dem Auto liegen muss, mag das natürlich anders sehen.


4) Die Kronenmutter auf dem Stoßdämpfer-Bolzen kann nach (besser tagelangem) Einwirken von Rostlöser teilweise problemlos abgedreht werden. Das abgeflachte Bolzenende kann auch mit einem kleinen Gabelschlüssel oder einem Rollgabelschlüssel festgehalten werden.
Empfehlenswert ist die Hammerschlag-Methode: Gekröpften 19er Ringschlüssel aufsetzen, vorspannen, dann mit einem Hammer in Löserichtung auf den Schlüssel hauen. Dabei erhält die Kronenmutter eine Spannungsspitze, während der Stoßdämpferkolben durch Massenträgheit in seiner Position verharrt. Die resultierende Kraft zwischen den beiden führt oft zum Lösen der Kronenmutter.
Führt diese Methode nicht zum Erfolg, kann die Kronenmutter abgebohrt werden. Um das Gewinde nicht zu beschädigen, sollte man eine kleine Blechlasche gegen das Gewinde halten (siehe linkes Bild) und erst dann mit einem 3-mm-Bohrer in eine Scharte der Kronenmutter bohren. Fast unten angekommen, sprengt man die Mutter mit einem Meißel o.dgl. Im Magazijn sind leider keine Kronenmuttern mehr erhältlich, geliefert werden stattdessen ovale Sicherungsmuttern (original Volvo).

 

5) Ist der Achsschenkel ausgebaut, kann man zwischen das abgerissene Tachowellen-Rohr und die Kunststoffmutter einen ganz kleinen Schraubenzieher hämmern, um das Rohr nach innen zu biegen. Sobald ein Ansatz für eine Spitzzange entsteht, kann man den Rohrstummel normalerweise herausziehen.


6) Nun kann die Kunststoffmutter zerstörungsfrei herausgedreht werden (siehe Bild ganz oben auf dieser Seite). Leider kann es vorkommen, dass der letzte Rest des Rohres ganz innen in der Bohrung abgerissen ist (siehe Bild hier unterhalb). Um diesen Rest zu entfernen, treibt man ebenfalls eine kleine Schraubenzieherklinge (hier einfach ein angeschliffener Bolzen) zwischen das Rohr und die Bohrungswand. Dann kann der Rohrrest mit einer Spitzzange herausgezogen werden.

 

7) Nun sollte das Stoßdämpferöl gewechselt werden.

Dies ist kein "Luxus", denn das 30 Jahre alte Öl hat seine wichtigsten Fähigkeiten längst verloren:
- Verschleißschutz
- Korrosionsschutz
- Alterungsbeständigkeit
Dies führt dazu, dass die Dämpfer oben schneller undicht werden und beim TÜV durchfallen. Bei hohem Wasseranteil soll es - außer Rost im Inneren - sogar schon vorgekommen sein, dass die Dämpfer im Winter einfrieren.

Es ist meines Wissens nicht überliefert, mit was die Dämpfer original befüllt waren. Ich verwende mit gutem Erfolg Hydrauliköl HLP 22, das es von vielen Herstellern gibt. Wer härtere Stoßdämpfer möchte, mischt zu dem HLP 22 etwas von der höheren Viskosität HLP 32. Das Öl mit der Spezifikation HLP 46 ist bereits viel zu zähflüssig.

Zum Öffnen der Stoßdämpferdome (Schlüsselweite 48 mm) eignet sich das Spezialwerkzeug im rechten Bild:

 

8) Anzumerken ist auch, dass härtere Stoßdämpfer eine höhere Belastung der Karosserie, insbesondere der Stoßdämpferdome bedeuten. An der Oberkante der Durchführung der Lenkschubstangen bilden sich schon im Normalbetrieb häufig Risse (betrifft vorrangig die frühen Baujahre der DAF 44/55, später wurden Verstärkungslaschen eingeschweißt).

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© 2006 Chr. Merten